Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 14.05.2003
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Polizei sichert ersten Auftritt von Yilmaz
Krach um eine Gastprofessur an der Ruhr-Uni: Asta und
Menschenrechtsorganisationen wollen die ersten beiden Bochumer Auftritte des
ehemaligen türkischen Ministerpräsidenten Mesut Yilmaz mit Protestaktionen
begleiten.

Schon bei der Vorstellung Yilmaz´ Anfang April in der Ruhr-Universität war -
vor allem von kurdischen Studenten - massive Kritik an der Person Yilmaz´
und seiner Rolle in der als repressiv empfundenen Kurden-Politik der Türkei
geübt worden. Die Wogen des Protestes haben sich bis heute nicht geglättet.
Die Vorwürfe wegen angeblich von Yilmaz tolerierter
Menschenrechtsverletzungen in der Türkei gipfelten in der Losung
"Anklagebank statt Lehrstuhl" (die WAZ berichtete).
Die Fakultät für Sozialwissenschaften, auf deren Einladung der umstrittene
Ex-Politiker nach Bochum kommt, hat für heute und morgen zu den ersten
öffentlichen Foren mit Mesut Yilmaz eingeladen:
14. Mai, 17 Uhr, "Haus der Freunde", Stiepeler Str. 129, Gesprächskreis zum
Thema "Der EU-Konvent: Eine neue europäische Ordnung".
Donnerstag, 15. Mai, 19 Uhr, Haus der Geschichte des Ruhrgebiets,
Clemensstraße 17, Vortrag "Der EU-Konvent: Eine neue europäische Ordnung". -
Die erste Veranstaltung ist auf rund 40 Teilnehmer begrenzt, die zweite
komplett öffentlich. Der große Saal im "Haus der Geschichte" fasst etwa
hundert Besucher. Als Zuhörer angesprochen sind nicht nur Uni-Vertreter,
sondern auch interessierte Bürger.
Beide Veranstaltungen werden von Protesten flankiert. Heute um 17 Uhr gibt
es eine Gegen-Kundgebung am "Haus der Freunde der RUB"; erwartet werden ca.
200 Teilnehmer. Morgen, 15. März, gibt es um 17.30 Uhr eine Demonstration
auf dem Husemannplatz. Von bis zu 500 Teilnehmern geht das "Bündnis für
Menschenrechte an der RUB" aus, das die Aktionen bei der Polizei angemeldet
hat. Vom Husemannplatz aus wird sich der Zug der Protestierenden durchs
Bermuda3eck zum "Haus der Geschichte" nahe dem Schauspielhaus in Bewegung
setzen. "Wir sind auf die Demonstrationen vorbereitet", so Polizeisprecher
Plewka. Welche Maßnahmen vorgesehen sind, mit wie vielen Einsatzkräften man
anrücken wird, ob Zwischenfälle erwartet werden bleibt allerdings
Dienstgeheimnis.
Die Ruhr-Universität zeigt sich von den seit Wochen hoch kochenden Protesten
kaum berührt. RUB-Sprecher Dr. König geht davon aus, dass alle sechs
Veranstaltungen mit Mesut Yilmaz bis zum 10. Juli wie angekündigt
stattfinden werden. Allerdings räumt er ein, dass sich möglicherweise die
Schwerpunkte verschieben könnten: "Statt des inhaltlichen Themas ,Die Türkei
und Europa´ ist durch die Menschenrechts-Debatte zunehmend Yilmaz´ selbst
zum Thema geworden." Wie sich die Diskussion letzlich entwickele, müsse man
"abwarten".

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