27.5.03, Türkische Akademiker zu Bochum - Studentischer Zweig (TABOSZ):
FAKTEN über die TÜRKEI, die NICHT VERGESSEN werden dürfen !!!
http://home.pages.at/tabosz/mitte.htm#a1

unkorrigierter Scan eines textidentischen Flugblatts:

 

FAKTEN!!!

Seit nun mehr als ein Monat hält die Diskussion um die Gastprofessur von
Mesut Yilmaz an, die letzte Woche mit seiner ersten Vorlesung mit dem
Thema "Der EU Konvent Eine neue europäische Ordnung" offiziell begonnen
hat.

Die Kurdistan AG, das Bündnis für Menschenrechte an der RUB die
medizinische Flüchtlingshilfe, die AStA und sogar einige Politiker haben
die Gastprofessur erneut zum Anlass genommen in altbekannter Art und
Weise die angebliche Kurdenfrage, die Menschenrechtssituation und die
Politik der Türkei negativ darzustellen Sie äußern sich in Zeitungen,
verteilen Schriften und veranstalten Demonstrationen.
Mesut Yilmaz ist diesmal das Werkzeug dafür, die Türkei wie ein Land
darzustellen, in dem hemmungslos Menschenrechte missachtet und in dem
der Staat systematisch Minderheiten aufgrund ihrer ethnischen Herkunft
verfolgt werden
In den öffentlichen Äußerungen einiger o g. Organisationen ist
überraschenderweise ständig die Rede von einem angeblichen Krieg gegen
die kurdische Bevölkerung in der Türkei. Dies ist jedoch verfehlt und
entspricht nicht der Realität. Verkannt wird, dass sich diese Offensive
gegen die international bekannte Terrororganisation PKK (KADEK)
gerichtet hat.

Seit 1984 sind in den Guerillakriegen der PKK über 30 000 Menschen
getötet worden, fast überwiegend Kurden, die aufgrund ihrer Loyalität
zum türkischen Staat sterben mussten. Die PKK, als eine Organisation,
die sich angeblich für die Rechte der Kurden einsetzte und sich dazu
brutaler Mittel bediente, tötete weiter 123 Lehrer, um die Schulbildung
und Aufklärung der dort lebenden Bevölkerung zu verhindern Sie
finanziert sich hauptsächlich durch Drogenhandel und "Zwangsspenden"
bzw. durch Erpressung. Immer wieder war die PKK bestrebt, im Südosten
der Türkei wirtschaftliches Chaos anzurichten und tötete Familien
(größtenteils kurdischer Abstammung), die eine Unterstützung der PKK
verweigerten

In der Türkei gibt es sicherlich im Bereich der Menschenrechte noch
vieles zu tun, was in zahlreichen europäischen Ländern ebenfalls der
Fall ist Auf der anderen Seite aber haben anscheinend einige Kreise ein
Problem damit, die positiven Entwicklungen der Türkei In diesem Bereich
zur Kenntnis zu nehmen Insbesondere in den letzten Jahren sind in diesem
Zusammenhang zahlreiche Reformen umgesetzt worden. Vielen ist bspw nicht
bekannt, dass in der Türkei kurdisches Fernsehen ausgestrahlt,
Zeitungen, Bücher u ä veröffentlicht werden Auch ist inzwischen die
Schulerziehung in kurdischer Sprache möglich.

Selten wird von den Investitionen des türkischen Staates in den
strukturschwachen Südosten des Landes berichtet, die die Wirtschaft in
diesem Gebiet antreiben und die Infrastruktur verbessern soll. Große
Staudammprojekte sollen Arbeitsplätze schaffen, neue Universitäten und
Schulen sollen das Bildungsniveau erhoben

Auch wissen die wenigsten, dass schon seit Jahren Abgeordnete kurdischer
Abstammung im türkischen Parlament sitzen. Zur Zelt sind es sogar 180,
die aktiv Einfluss auf die türkische Politik ausüben können. Der
ehemalige Staatspräsident Turgut Özal, der wie auch Mesut Yilmaz der
Mutterlandspartei angehörte, war kurdischer Herkunft.

Auch muss man wissen, dass die Türkei sich seit mindestens 1997 in einem
konkreten Transformationsprozess befindet, und sowohl gesellschaftliche
als auch wirtschaftspolitische Entwicklungen vorangebracht hat. die die
Demokratie im westeuropäischen Verständnis deutlich gestärkt hat

Die Türkei ist ein Land, das gerade mal 80 Jahre jung Ist und in seiner
Entwicklung nicht mit Europa, das eine Aufklärungszelt, mehrere
bürgerliche Revolutionen und große Kriege hinter sich hat, zu
vergleichen ist. Trotzdem ist die Türkei unter allen islamischen Staaten
dasjenige Land, das in seinen Werten dem Westen am nahesten ist.
Verstärkt und verbessert wird dies durch den nun offiziellen Status der
Türkei als Beitrittskandidat zur EU seit 1999. Nächstes Jahr wird
konkret über einen Beitrittstermin verhandelt werden. Die Türken hat
tiefgreifende wirtschaftliche und politische Veränderungen eingeleitet,
von denen hier nur einige genannt werden sollten

Die Abschaffung der Todesstrafe (die ohnehin seit 1983 nicht mehr
praktiziert wurde) im August 2002

Die Einsetzung einer Enquete Kommission zur Verbesserung der
Menschenrechte in der Türkei in Zusammenarbeit mit Amnesty International
1999

Die Anpassung von ca. 1100 Gesetzen im Hinblick auf einen Beitritt in
die EU allein in den letzten zwei Jahren
Die Türkei bekennt sich klar zur europäischen Wertegemeinschaft und ist
bestrebt, den Anforderungen Europas im Hinblick auf Demokratie und
Menschenrechte gerecht zu werden. Unterstützt wird sie dabei durch die
Weltbank und den internationalen Währungsfond, die in Tranchen nach
Erstellung von Fortschrittsberichten der Türkei Finanzhilfe leisten.

Welche Personen und Gruppierungen auch immer sich zur Politik der Türkei
und der realen Situation des Landes äußern, sollten dies u.E. fair und
ausgewogen tun. Wir sind der Meinung, dass nur durch Unterstützung des
fortschreitenden Prozesses der Heranführung der Türkei an die
europäische Union die Demokratie gestärkt, die Menschenrechtssituation
verändert, wirtschaftliche Prosperität erzeugt und damit im Ergebnis die
Lebenssituation und die Lebensperspektiven der überwiegend sehr jungen
Bevölkerung verbessert werden können.

Soll die europäische Integration der Türkei keine Kopfgeburt der
politischen Klasse werden, sondern Rückhalt in den Gesellschaften
finden, muss der Informationsaustausch und die Vernetzung verschiedener
Akteure weiter vorangetrieben werden. Deshalb begrüßen und unterstützen
wir die Gastprofessur von Herrn Mesut Yilmaz an der RUB, bietet sie doch
Gelegenheit, im kritischen Diskurs aller Beteiligten nicht über
sondern miteinander zu sprechen.

TABo e.V. und TABoSZ
Türkische Akademiker zu Bochum e. V.
und Der Studentische Zweig